Reiten im Mittelalter

Es wäre ein Fehler, den Beginn der Reitkunst mit dem Erscheinen von Grisones Ordini di cavalcare 1550 gleichzusetzen. Wie er selbst sagt, berichtet er über etwas Bestehendes, und sieht sich nicht als Neuerer. Texte, die etwas über Pferdeausbildung und Reitweisen aussagen, gibt es leider vor dem 16.Jahrhundert nicht. Xenophon und die römischen Quellen waren nicht zugänglich. Es gab einige bedeutende Abhandlungen über Veterinärkunde, die aber so gut wie keine Hinweise auf Reittechnik enthalten. Zahlreicher sind ikonographische Qellen und selten erhaltene Ausrüstungsgegenstände. Äußerungen über Pferde finden sich dagegen in unzähligen Sekundär-Quellen. Immer werden ihr Adel, ihre Schönheit und Klugheit in hohen Tönen gepriesen. Wenn diese Darstellungen auch idealisiert erscheinen mögen, ist doch anzunehmen, dass die Menschen sie verehrt und geliebt haben. Wie zu allen Zeiten werden nur grausame und dumme Menschen sie mit Grobheit und Dummheit behandelt haben, wenn dies auch in den meisten Darstellungen über die Geschichte der Reiterei pauschal behauptet wird. Auskunft über einige Details können ikonografische Quellen geben, die aber mit Vorsicht zu interpretieren sind, da Künstler im Mittelalter nicht die Realität abbilden wollten. Erst im 15.Jahrhundert, als man anfing, sich für die Naturwissenschaften zu interessieren, begannen auch die Maler ihre Umwelt genauer darzustellen. Auch die Ansicht, dass Pferde in erster Linie für den Reiterkampf ausgebildet wurden ist wenig stichhaltig angesichts der Erkenntnisse der Historiker über das Kriegswesen im Mittelalter. Pferde spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle als Transportmittel. Feldschlachten waren wegen ihres ungewissen Ausgangs selten, meistens wurden Kriege durch Belagerung entschieden. Gekämpft wurde zu Fuß, da die Reiter den mit langen Spießen bewaffneten Fußtruppen unterlegen waren. Spätestens mit dem Auftreten der englischen Langbogen-Schützen und der Verbreitung der Armbrust im 14. Jahrhundert waren Reiter hoffnungslos verloren.
Die wichtigste und schönste mittelalterliche Quelle sind die Tepiche von Bayeux, die die Eroberung Englands durch Willhelm den Eroberer schildern. Aus ihnen geht hervor, dass man nicht mit eingelegter Lanze aufeinander zu ritt, sondern mit Speeren nach dem Gegner warf. Man musste schnell in Wurfweite an den Gegner heran kommen, wenden und wegreiten können, um einen neuen Speer zu holen.

Die Verwendung im Krieg war wie auch in Renaissance und Barock nur eine Art des Einsatzes von Pferden. In der Landwirtschaft wurden sie nur wenig benutzt, häufig dagegen zum Personentransport, zu Sportzwecken ( Turnieren ), bei festlichen Umzügen und bei Pferdeballetten.

Den vollständigen Bildteppich können sie auf der Seite Bayeux ansehen. Andere Quellen
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