Turniere

Die Turniere, wie sie seit der Antike ununterbrochen in allen Regionen Europas bis ins 18. Jahrhundert durchgeführt wurden, können wir durchaus mit den großen Sportveranstaltungen unserer Zeit vergleichen. Seit den ersten Berichten aus dem 11. Jahrhundert hat es natürlich vielfältige Veränderungen erfahren. Nachdem es anfangs wahrscheinlich von Soldaten mit dem Hintergrund der Ertüchtigung zum Krieg ausgefürt wurde, entwickelte es sich schnell zur Schauveranstaltung vor großem Publikum, bei dem Sportprofis auftraten, die in ganz Europa herum reisten und große Geldsummen dabei verdienten. Dass bis ins 18. Jahrhundert immer wieder der kriegerische Hintergrund angesprochen wird hängt mit der im 13. Jahrhundert einsetzenden Ritter-Nostalgie zusammen, nachdem diese ihre militärische Bedeutung längst verloren hatten. Turniere waren wie auch prunkvolle Einzüge und Pferdeballette fester Bestandteil jedes großen Festes, wie sie an allen Fürstenhöfen veranstaltet wurden.

Echte Kampfhandlungen wurden schon früh wegen deren Gefährlichkeit für Mensch und Tier vermieden. Nachdem prominente Teilnehmer zu Tode gekommen waren, kämpfte man in Zweikämpfen mit stumpfen, zerbrechlichen Holzlanzen und in Gruppengefechten mit Holzschwertern. Die Ausführenden werden zunächst ihre für den Krieg ausgebildeten Pferde engesetzt haben, wendige, für Kurzstrecken trainierte Hengste, wie sie auf den Teppichen von Bayeux abgebildet sind.
Turnier in Rom - Veranstalter: der Pabst
In der Renaissance wurde der Ablauf ritualisiert und nach einer vorgegebenen Choreografie ausgeführt, die oft von bedeutenden Künstlern erdacht worden war. Häufig wurden Stoffe aus der Antike oder neu erdachte mythologische Handlungen in Szene gesetzt, die politische Anspielungen enthielten.

Typ und Ausbildung der verwendeten Pferde werden sich den veränderten Bedingungen angepasst haben. Anfangs wird das Ritterpferd eingesetzt worden sein, dessen Ausbildungsstand bei täglicher Übung hoch gewesen sein dürfte, später aber das Schulpferd, das von den Liebhabern der Reitkunst geritten wurde und das mit Kriegseinsätzen nichts zu tun hatte.


Der nebenstehende Stich von Hans Burckmair zeigt Keiser Maximilian I, der für das Lanzenbrechen ausstaffiert worden ist. Die ganze Ausrüstung für Reiter und Pferd ist auf Schaueffekte ausgelegt und für den Einsatz im Krieg völlig ungeeignet. Der Künstler hat nicht bedacht, dass sein Entwurf vom Kupferstecher beim Druck spiegelverkehrt wiedergegeben wurde, die Zügelführung mit der rechten Hand ist in der Renaissance unmöglich.
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