Die Richtlinien für Reiten und Fahren der Deutschen Reiterlichen Vereinigung unterscheiden Zügel-, Schenkel- und Gewichtshilfen. Die Darstellung ist leider auf die rein mechanische Ausführung beschränkt und geht nicht auf den Zusammenhang mit Psychologie und Lerntheorie ein. Bei Reitschülern und leider auch vielen Lehrern wird so die Vorstellung erzeugt, dass Hilfen bei einem Pferd genauso funktionieren wie das Gaspedal bei einem Motorrad. In vielen Reithallen verlangt der Ausbilder in der Regel in einer Situation, in der das Pferd eine Hilfe nicht verstanden hat, deren Wiederholung und Verstärkung. ("mehr Bein!" , "Gerte!", u.s.w.) Man erzeugt also Stress und Druck ohne zu klären, ob das Pferd eine Hilfe überhaupt verstanden hat. Nach allem, was man über das Lernverhalten von Tieren weiß, kann sich ein Lernerfolg so nur schwer einstellen. Zwei weitere Verständigungsmöglichkeiten zwischen Reiter und Pferd, nämlich Stimmhilfen und Körpersprache, werden nicht erwähnt. Die Beschränkung auf die drei erst genannten dürfte historische, aus der militärischen Praxis sich ergebende Gründe haben. Auf dem Exerzierplatz und im Kampfgetümmel waren Sprache und Gestik wohl kaum zur Verständigung zwischen zwei Lebewesen geeignet. |
Hilfen funktionieren nicht wie das Gaspedal oder die Bremse
eines Autos, obwohl das in manchen Reitlehren so dargestellt und mit
angeblich anatomisch angelegten Reizübertragungen mechanistisch erklärt wird.
Jede Art von Hilfe muß vom Pferd zunächst durch einen oft langwierigen Prozess
erlernt werden.
Dabei ist das Lernverhalten von Tieren zu
berücksichtigen.
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