Zaum mit Kandare


Die Bäume des von Linda Tellington-Jones propagierte Gebiss (auch: "Team-Gebiss" genannt) ähneln sehr den im Barock verwendeten. [Bildtafel]
Laien sind oft der falschen Ansicht, dass es durch seine langen Bäume besonders scharf wirken würde. Wie aber bei einer Betrachtung mit Hilfe des Hebelgesetzes klar wird, ist bei entspannter Handeinwirkung aber der Druck, der durch Kinnkette und Stange den Unterkiefer einengt, vom Ausmaß der Bewegung der Hand abhängig. Nimmt der Reiter z.B. die Hand 5 cm zurück, so ist der Druck bei 5 cm langen Bäumen doppelt so groß wie bei Bäumen von 10 cm Länge. Eine ruhige, stehende Hand kann also um so feiner einwirken, je länger die Bäume sind. Scheinbar regulieren die Pferde bei ruhiger Hand den Druck um den Unterkiefer selbsttätig, sodass oft das Gewicht des leicht entspannten Zügels zur Regulierung ausreicht. Den Reitmeistern des Barock ist dieser Zusammenhang natürlich bewusst gewesen. Mann findet auf Gebisstafeln und auf Abbildungen von Schulreitern nur Gebisse mit sehr langen Bäumen und großer Zungenfreiheit.
Verfolgt man allerdings wie in der militärischen Reiterei mit dem Einsatz der Kandare das Ziel, auch für wenig sensible, schwache Reiter mit harten Paraden eine vollständige Beherrschung des Pferdes zu ermöglichen, sollten die Bäume nicht zu lang sein, da sich lange Bäume bei grobem Ziehen am Zügel als tierquälerisch und gefährlich erweisen können.
Ich verwende bei noch nicht weit ausgebildeten Pferden ein zweites Paar Zügel, die direkt an der Stange befestigt sind und führe sie wie die einer üblichen Sportkandare.
Will man vor der Reitstunde noch Handarbeit machen, so kann man dabei auch ohne auszubinden das Pferd mit den Kandarenzügeln besser führen als es mit einfacher Trense möglich ist.


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