Der Gebrauch der Unterschenkel

Grisone Pluvinel Newcastle Guérinière


Die Illustrationen in den Reitlehren sind außer bei Guérinière wenig verlässlich insbesondere was den Gebrauch der Unterschenkel betrifft. Alle Autoren möchten, dass er zwanglos herabhängt wie es der menschlichen Anatomie entspricht. Kontakt zum Pferdeleib sollen nur die Oberschenkel, das Knie und das obere Drittel der Wade haben. Die Stärke des Kontakts wird durch die Notwendigkeit eines festen Sitzes bestimmt. Nur in Ausnahmefällen wird das Treiben mit dem Sporen verlangt. Von einer vertikalen Linie durch Schulter, Hüfte und Hacken ist nicht die Rede. Diese Sitzform, die auch durch die geringere Wideristhöhe der Barockpferde bedingt ist, entspricht weitaus mehr einer natürlichen Haltung als die heute von modernen Reitlehren geprägte.

Pluvinel gibt keine detailierten Anweisungen über den Gebrauch der Unterschenkel. Er weist seinen könglichen Schüler lieber auf den perfekten Sitz eines seiner Schüler hin. Leider können wir dessen Perfektion nur erahnen, zu steif und geziert wirkt die Darstellung dieses Herren.

He ought to fix himself firm upon the stirrups, with his heels a little lower than the toes, so that the ends of his toes may pass about half an inch beyond the stirrup, or somewhat more. He should keep his hams stiff, having his legs neither too near nor to far distant from the horse, that is to say, they should not touch the horses sides, because of the aids which shall afterwards be explained.

Eine Bemerkung aus dem Epitom seines Werkes: For whoever is not a perfekt horsman, can never ride either with grace nor with safety, and no man can be perfect in this art, unless he learns it in the manege, because that gives him a true sure seat, a firm hand, a heel that moves in just time, a free posture, and a powerfull command, that constrains the horse.

Was die Schenkel, als die unteren, beweglichen Teile anbelangt, so dienen solche den Leib und die Hinterhand des Pferdes zu führen und in Gehorsam zu erhalten. Ihre wahre Stellung ist, dass sie vom Knie bis nach unten gerade und ungezwungen gehalten werden, dass sie nahe am Pferd liegen ohne es jedoch zu berühren und die Oberschenkel und Knie nach innen gewendet werden damit der flache Teil des Schenkels längst den Satteltaschen gleichsam wie angeleimt sei. Wenn die Unterschenkel auch ungezwungen sein sollen, so müssen sie doch ruhig gehalten werden, denn wären sie unruhig, so würden sie unaufhörlich den Bauch berühren, wodurch das Pferd in einer ständigen Unruhe gehalten würde. Würden sie zu weit ausgestreckt, so wäre man nicht im Stande, dem Pferd im rechten Moment zu helfen. oder zu strafen, d.h. in dem selben Moment, wo es den Fehler begeht.


Alle Autoren streben einen sicherern und geschmeidigen Sitz durch das genügend feste Anlegen von Knie und Oberschenkel an. Die Unterschenkel sollen nicht vermehrt angewinkelt werden und halten nur soweit Verbindung mit dem Pferdeleib wie es bei dieser zwanglosen Beinhaltung möglich ist. Keiner der Autoren verlangt den durchgehenden Einsatz der Unterschenkel zum Treiben, wie es im heutigen Reitsport üblich ist.
Da die Pferdegröße bei ca. 1,50 m Wideristhöhe liegen dürfte ist also nur die obere Wade in Kontakt mit dem Pferd. Bei dieser Beinhaltung sind lange Sporen notwendig, um das Pferd ohne große Verrenkungen erreichen zu können.

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