Handarbeit - Bodenarbeit


Die Begriffe Hand- und Bodenarbeit werden von verschiedenen Autoren in unterschiedlicher Weise definiert. In dieser Darstellung sind sie gleichbedeutend und als Oberbegriff für jede Ausbildungsmethode ohne Reiter gemeint.
In der Literatur finden sich hierzu zahllose Beschreibungen und Berichte, in unseren Reithallen dagegen wird erstaunlich wenig Gebrauch davon gemacht.
Im Turniersport wird Handarbeit kaum praktiziert. Trainer wie Dr.Schulten-Baumer, der den Dressursport in den letzten Jahrzehnten geprägt hat, verzichten nach eigener Auskunft fast ganz darauf. Entsprechend gering ist häufig der Grad der erzielten Versammlung. (schlechte Piaffe)

In der alternativen Reitszene greift man vermehrt auf Methoden zurück, wie sie von Linda Tellington-Jones und ihren zahlreichen Epigonen propagiert werden, wobei das Ausbildungsziel aber nicht das Schulpferd im klassischen Sinn, sondern das leicht verfügbare Freizeitpferd zum spazieren reiten ist. Dieses Ziel kann aber auf vielen Wegen auch ohne Bodenarbeit erreicht werden.

Häufiger wird Handarbeit von Anhängern der "Barock-Szene" benutzt, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg, wie man auf den einzelnen Schau-Veranstaltungen selbst beurteilen kann. Die Benutzung von sog. Barock-Pferden, die vom Gebäude her für Lektionen der hohen Schule oft nur scheinbar prädestiniert sind, verführt leider häufig all zu leicht dazu, sich mit oberflächlichen Resultaten zufrieden zu geben, mit denen man nur Laien imponieren kann.

Welchen Zweck verfolgt man mit Handarbeit?

1. Sie kann Selbstzweck sein, um Lektionen am langen Zügel vorzuführen.

2. Sie bietet eine wertvolle Möglichkeit, mit dem Pferd ohne die Belastung durch das Reitergewicht, dessen Einwirkung jede Zügel- und Schenkelhilfe überlagert, zu komunizieren. Man kann so mit fein abgestimmten Impulsen die volle Konzentration auch eines jungen Pferdes auf sich lenken, wie es vom Sattel aus erst auf dem fortgeschrittenen Schulpferd erlebt werden kann.

3. Die vermehrte Lastaufnahme durch die Hinterhand, das Ziel jeder Ausbildung zum Reitpferd, kann vom Boden aus gefördert und vollendet werden, und später unter dem Reitergewicht ohne Schwierigkeit abgfordert werden.

Warum wird eine Methode, deren großen Nutzen man seit langem kennt nicht häufiger angewandt?

1. Der Erfolg stellt sich nicht sofort, sondern frühestens nach Wochen, im vollen Ausmaß nach Jahren ein. Wer nicht wenigstens einmal die nötige Geduld aufgebracht und Erfolg gehabt hat, verliert leicht die Lust.

2. Die Ausführung ist nicht leicht. Während man beim Reiten vieles erfühlen kann, muss man für die Handarbeit genügend Erfahrung und Wissen haben, um die Bewegungsqualität des Pferdes von unten beurteilen zu können. Auch die Handhabung von Führzügel, Longe und Gerte erfordert einige Geschicklichkeit.

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