Reitkunst und Musik am Hofe von Louis XIV.

Ludwig der XIV. war keineswegs der aufgeblasene Geck, als der er immer noch in deutschen Geschichtsbüchern dargestellt wird. Er war liebenswürdig und ein aufmerksamer Zuhörer auch gegenüber seinen Dienstboten, besaß Kenntnisse auf vielen Gebieten, wie Mathematik, Kunst und Musik, spielte gut Laute, tanzte bis zu seinem 30. Lebensjahr erfolgreich in öffentlichen Ballett-Aufführungen und war ein begeisterter und guter Reiter. Im privaten Umgang, insbesondere in der Reitbahn verzichtete er ganz auf die höfische Etikette und bestand auf einem freundschaftlichen, ungezwungenen Umgang miteinander.

Als 1682 Versailles offizielle Residenz wurde, wurden das gesamte Pferdewesen wie auch der Musikbetrieb reorganisiert: Es wurden die großen "Sektionen" eingerichtet: Die 24 Violinen des Königs bestanden auch weiterhin mit der Untersektion "La Petit Bande" und bildeten das Orchester für Opern und Ballett-Aufführungen. In der "Chambre du Roy" musizierten die größten musikalischen Genies Frankreichs (Couperin, d'Anglebert, Marais, Rameau, Hotteterre...) und in der "Grande Ecurie du Roi" mit der Untersektion "La Bande du Hautbois du Roy" waren Blasinstrumente und Schlagwerk zusammengefasst (12 Trompeter, von denen die vier besten die königliche Kutsche zu Pferde begleiteten, 8 Flötisten und Trommler, 12 Violonisten,Oboer, Posaunisten und Zinkenisten, 6 zusätzliche Oboisten und Musett-Spieler. Diese Musiker waren für die Musik in der Reitbahn und im Freien zuständig. Die berühmten "12 Grandes Hautbois du Roi" (8 Oboisten und zwei Fagottisten) waren zu drei offiziellen Auftritten verpflichtet, am Neujahrstag, beim Maifest und am St.Ludwigs-Tag. Sie wurden für weitere Auftritte gut bezahlt. Diese Musiker wohnten wie auch der berühmte Lully in dem gleichen Gebäude, eben jener "Grande Écurie", in dem auch ein Teil der ca. 600 Reitpferde des Hofes untergebracht waren. Sie spielten auf Freilichtveranstaltungen aller Art, zu Paraden und bei der Jagd sowie auf zahlreichen Aufführungen mit Beteiligung von Pferden. Dabei waren die Musiker, besonders die "Bande du Hautbois" häufig beritten. Bei dem täglichen Reitbetrieb, an dem auch der König teilnahm, werden die Musiker zur Unterhaltung und Untermalung passende Stücke gespielt haben.
Neben diesen Hofmusikern standen noch 4 Trompeter des Gardes du Corps, 6 Trompeter der Gendarmerie Françoise, die Pfeifer und Trommler seiner Schweizer Garde und 4 Oboer und Trommler seiner Muketiers zur Verfügung.
Louis XIV beauftragte André Danican Philidor (die Familie Philidor tat schon seit Generationen Dienst am Hof als Musiker) mit der Leitung der Grande Écurie. Von ihm stammen viele erhaltene Kompositionen, von denen Sie hier eine hören können (dazu: geblockte Inhalte zulassen).

La Batterie de tambour de la marche du régiment du Roy (Lully 1670), les 7 couplets de hautbois fait par Philidor l'aine, et par Mr Lully en trio. ( Eine Version des im !7.Jahrhundert unzählige mal vertonten spanischen Tanzes "La Folia")

Der König nahm selbst nicht an Jagden teil, war aber täglich in der einer der Reitbahnen zu finden, um am Reibetrieb teilzunehmen. Er wollte deshalb seine Pferde in der Nähe seines Palastes haben und ließ zwei vollkommen symmetrische Gebäude direkt vor dem Schloss mit Reitbahnen, Ställen und Wohnungen errichten. In der "Grande Écurie" waren die Reitpferde ( wahrscheinlich nur ältere, fertig ausgebildetet Schulpferde ) des Hofes zusammen mit den Bereitern, und Offiziersanwärtern aber auch die Musiker untergebracht. Schon die räumliche Nähe deutet auf eine enge Verflechtung von Musik und Reiterei hin. Musiker üben täglich und in den Reitbahnen muss beim täglichen Training der vielen Schulpferde ständiger Betrieb geherrscht haben.

In der "Petite Écurie" wurden die Wagenpferde gehalten und die Kutschen abgestellt.

Newcastle über Ludwig XIV.
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