Holleuffer



Trotz des uns heuzutage eher etwas kurios anmutenden Titels nach meiner Meinung eines der besten Bücher, die je über die Pferdeausbildung geschrieben wurden. Neben der Beschreibung des korrekten Einsatzes der heute meistens abgelehnten Arbeit in den Pilaren enthält es eine vollständige Reitlehre bis zur hohen Schule. Zu jedem Aspekt trifft der Autor den Nagel auf den Kopf. Zwei Zitate mögen dies belegen:

zum Pferderücken.
Mit den weichrückigen Pferden muss man allerdings oft recht lange Geduld haben, sie werden selbst bei richtiger Dressur erst im achten oder neunten, ja zwölften Lebensjahr brauchbar, mäßigen Ansprüchen zu genügen, aber besondere Strapazen ertragen sie nicht. Selbst beim Einfahren bedürfen sie der grössten Vorsicht, wenn man sie nicht für immer verderben will, weil sie zu kraftlos und unerfahren sind, sich für die Last aufwölben zu können und selten Lust haben, Anlehnung am Gebiss zu nehmen, wobei die Nase in die Luft geht, der Rücken sich einknickt und die Hinterbeine sich hinten wegstrecken.
Wenn wir nun aber bedenken, dass bei den vielen Pferden nicht der überwiegende Teil einen normalen Rücken hat, sondern mehr schwachrückige sich befinden, denen bei Strapazen das Reitergewicht allein schon zu viel wird, so bleibt nichts weiter übrig, als dass ein Faktor hinzutreten muss, der die Schwächlinge befähigt, die an sie gestellten Anforderungen möglichst erfüllen zu können. Dieser Faktor ist die naturgemäße Reitkunst, die uns durch die Versammlung lehrt, den Rücken zu kräftigen, tragfähig und schwunghaft zu machen.
zum Sitz des Reiters Es gibt nun aber auch Reiter von leichtem Gewicht, die es dennoch dem Pferd unendlich sauer machen, die, wie man sagt "schwer reiten", während manche Reiter von beträchtlichem Gewicht "leicht reiten". Wie geht dies zu? Wiel der erste durch lose Oberschenkel und Knie unstet oder zu steif mit seinem Oberkörper dem Pferde auf den Rückemwirbeln hängt und im Trabe und im Galop auf ihnen herumhämmert, wodurch der Rücken und die Lende gestreckt, gesenkt, ihrer ganzen Tragkraft beraubt, die Wirbelbänder gezerrt werden und das Rückenmark erschüttert undgedehnt werden kann, in Folge dessen Schmerzen, Ungehorsam, Nervosität, Appetitlosigkeit, harte prellende, krampfhafte Auftritte, Lahmheiten und schliesslich vollständiger Ruin des Pferdes eintreten. Ebenso hat bei den vorkommenden Lendenbrüchen des Pferdes nur der Reiter die Schuld, indem derselbe in der zweiten Zeit des Sprunges (der Aufwölbung des Rückens, wo alle Muskeln und Gelenkbänder gestreckt sind) oder beidem Auffussen nach dem Sprunge den Kopf des Pferdes hochgerissen, sich rückwärtsgeworfen hat und mit seinem vollen Gewicht auf die Lende gefallen ist, statt der Bewegung zu folgen und seinen Oberkörper in den Oberschenkeln und den Knieen aufzufangen. (Anmerkung: Die letzten Bemerkungen beziehen sich auf den Sitz beim Sprung vor Caprilli).
Der andere Reiter, welcher leicht reitet, hat dagegen Schluss mir den Oberschenkeln und Knieen, die dem Oberkörper und der Führung Stetigkeit verleihen, den ersteren tragen, ihn und das Gesäss, welches überigens die Fühlung mit dem Sattel nicht verlieren darf, bei den Gangarten elastisch aufangen und in die Bewegung mit hineinfedern; der Rücken wird nicht behindert, sich aufwölben zu lassen oder sich aufgewölbt erhalten zu können, seine Tragfähigkeit wird erhalten und gestärkt, und seine Schwungkraft kann ungestört fördernd und elastisch auf die Gangarten einwirken, die durch ihrenelastischen Auftritt Reiter und Pferd frisch und gesund erhalten.

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